Die Emojisierung des Politischen

Die Emotionalisierung des Politischen ist bereits seit langem ein politischer Trend. Zu welchen Veränderungen in der Partizipation, in der Konsenskonstruktion und vor allem in der Strukturierung der Organisationsformen des Politischen sie geführt hat, ist für jeden in Deutschland und in Europa sichtbar: neue Formen des Populismus, Vereinfachung des politischen Inhaltes, Dichotomisierung des politischen Diskurses und nicht zuletzt extreme Personalisierung der Parteien und ihrer politischen Führung.
Nun fängt der Verlag Axel Springer diese Dynamik (die er ohnehin durch die Bild Zeitung selber bereits massiv vorangetrieben hat) durch ein neues Magazin kommerziell auf.
Denn im Sinne einer endgültigen Emotionalisierung des Politischen will Bild Politik die ansonsten journalistische und wissenschaftliche Perspektivierung der politischen Information und Berichterstattung von Grund auf reformulieren. Statt der klassischen, sachlichen und rationalen Aufteilung in Innen-, Außen-, Geo- und vielleicht Arbeits- und Wirtschaftspolitik stellen nun Emotionen wie „Ärger“, „Neugier“ und „Freude“ die Übertitel der unterschiedlichen Ressorts des Magazins dar.
Der Emotionalisierungstrend des Politischen hat sichtbar in den Jahren neue Formen der Konzeptualisierung sowie der Implementierung der politischen Partizipation hervorgebracht sowie neue Partizipations- und Organisationsformen des politischen. Die Gelbwesten sind nur die jüngste Erscheinung davon.
Geschuldet ist dies sicherlich (unter anderem) den sozialen Medien, welche diese Emotionen kanalisieren und Millionen von Usern dabei helfen, eine immer vereinfachte und immer weniger sachliche Position zu beziehen. Denn sie lässt sich ganz einfach (!?) mit einem Emoji auf das Minimum reduzieren: „Ärger“, „Neugier“ und „Freude“ eben.
Wie polarisierend eine solche Dynamik wirken kann, zeigt sich an der aktuellen Debatte um Greta Thunberg und um ihre emotionsgeladene bzw. angstzentrierte Argumentation zum Klimawandel in Davos leider nur zu gut.
Nun versucht der Springer Verlag diese Emotionen für die Gefolgschaft… pardon für die Leserschaft vorzukauen und sie in die neue (hoffentlich vermeidbare) Ära der politischen Information zu Übertragen. Wenn man aber genau hinguckt, ist die Emojisierung des Politischen so neu auch nicht. Das kennen die Bild-Leser. Gefährlich ist es aber allemal.
BILD POLITIK wird Woche für Woche die wichtigsten Fragen stellen und sie beantworten. Ihre Fragen. Zu den politischen Themen, die Sie verstören und ärgern, neugierig machen oder, ja, auch freuen. Wir nehmen dabei Fakten und Gefühle ernst. Wenn der Bauch auf Politik reagiert, dann sind im Kopf oft die wichtigen Fragen noch offen.
Quelle: https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/bild-politik-das-neue-woechentliche-politik-magazin-von-bild-59551768.bild.html
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OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Massimiliano Livi (11. Februar 2019). Die Emojisierung des Politischen. TrIBES. Abgerufen am 10. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/uxiu